Europera 3. (HAU 1)

Noch immer ist das Jahr 2012 nicht vorbei – und noch immer wurde vor 100 Jahren (und 82 Tagen) der Komponist John Cage geboren. Das muss man ausnutzen!

Nachdem die Staatsoper Berlin bereits im Juli ihre Huldigung an den Zerstörer ihres eigenen Innenlebens absonderte (tAMtAM berichtete), hat nun der Berliner Kunst- und Musikhochschul-Nachwuchs eine von Cages Anti-Opern, die Nummer drei aus der fünfteiligen Europera-Serie, beharkt.

tAMtAM hat sich in die Generalprobe geschlichen, die an diesem Freitag im HAU 1 stattfand. Folgender Eindruck, der sich bereits im Juli in tAMtAMs Hirnwindungen schlich, wurde durch die Inszenierung verstärkt:

Europera 3 klingt wie: In der Musikhochschule durch den Gang mit den Übungsräumen laufen. #Cage
@tAMtAMberlin
tAMtAM berlin

Das Rezept hierfür lautet: Dreifaltigkeit. Drei Regisseure realisieren ihre drei Konzepte zeitgleich auf der Bühne und tAMtAM bekommt schon nach 20 Minuten Augenkreiseln, weil alles irgendwie gleichzeitig dröhnt, hämmert, trällert, kreischt, schlägt, kriecht und klimpert.

(Ab hier beginnt der SERVICE-Teil!)

Um geneigten Lesern eine Interpretationshilfe mitzugeben, veröffentlicht tAMtAM nachfolgend exklusive Statements von zwei der drei Regisseure/-eusen zu zentralen Inszenierungsbestandteilen. Bittesehr:

1. Cage.
Alexander Scholz: 
Nothing is possible, everything impossible.
Cage wird zum Käfig, indem er Freiheit propagiert. Insofern haben wir es fast schon ein wenig mit der Hexe aus Hänsel und Gretel zu tun.
Eva-Maria Weiß:
 Kein Gefängnis, sondern ein Gerüst, das die größtmögliche Freiheit gibt.

2. Lärm.
Alexander Scholz: 
I am the noise. Europera 3 ist Lärm, Lärm ist nicht Cage, Europera 3 ist nicht Cage. Großflughafen, am ehesten zu vergleichen mit Frankfurt/Main, Tegel hingegen ist schon zu klein.
Eva-Maria Weiß:
 Lärm oder Klang? Geräusch oder Musik? Alles eine Frage der Perspektive.
Sich der eigenen Hörgewohnheiten und Vorurteile bewusst werden.

3. Weihnachtsmann.
Alexander Scholz: 
Kommerzprostitutierter. Nikoläuse sind rot, Bienen sind gelb.
Eva-Maria Weiß:
Coca Cola. Konsum. Die verlässliche Konstante und Mittelpunkt des Stücks.

4. Blumenerde.
Alexander Scholz: Schmutzphilie. Ohne Blumen ohne Funktion.
Eva-Maria Weiß: 
Bodenkultur / Kulturboden. Nährboden verschiedenster Kulturen. Verwurzelt.

5. Fettsucht.
Alexander Scholz: 
Praline. Jeden Donnerstag zu 1,99€ an Ihrem Kiosk!
Eva-Maria Weiß: Übersättigung. Großes Problem unserer Zeit.

Premiere war am Samstag, den 24. November 2012. Weitere Vorstellungen: 25. & 26. November, jeweils 20 Uhr.

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