Bestimmungsbuch #1: Der giftige Redakteur

An dieser Stelle folgt der Beitrag zum allgemeinen Bufdi-Hype. Schließlich will auch tAMtAM sein soziales Engagement in die Welt tragen.

Und weil immer mehr unschuldige Menschlein Gefahr laufen, von bösartigen Exemplaren der Ich-mach-was-mit-Medien-Spezies genüsslich verspeist zu werden, hat sich tAMtAM dem Kampf durch Aufklärung verschrieben. Ein Kampf, einsam, voller Entbehrungen, dafür mit Schweiß, Schmodder und ekligen Gliedmaßen-Bildern. Ja…

In jeder Folge wird ein (Stereo-)Typ des medialen Gruselkabinetts vorgestellt. tAMtAM sagt, woran man ihn erkennt, was er so treibt den lieben langen Tag, warum er so gemein(gefährlich) ist und wie man sich gegen ihn schützen könnte. Ergänzungen und persönliche Leidensgeschichten werden gern als illustratives Beispiel hinzugefügt. Derartige Beiträge am besten als Podcast einheulen und tAMtAM per Mail schicken. Wirkt lebensechter.

Hilfreich ist ganz allgemein und beim nachfolgenden Fall im Besonderen die Du-isst-Nutella-ich-esse-Nusspli-Attitude. (Vergleiche hierzu: Erläuternde Erläuterungen II: EGAL.)

Abbildung © tAMtAM berlin.

Beginnen wir unsere Serie also mit dem glorreichen Eröffnungstyp: Dem giftigen Redakteur! 

Yippie! Wer jemals auch nur ansatzweise mit dem Gedanken gespielt hat, eigene Buchstaben-, Film- oder Audio-Kombinationen in einem Medium zu veröffentlichen, das nicht nur am Guerilla-Kiosk (dem Flyerkasten an der Parkbank, Anm. d. Redaktion) erhältlich ist, trifft mit 170-prozentiger Garantie irgendwann auf dieses Exemplar.

Aufgepasst, liebe Kinder! Den giftigen Redakteur erkennt ihr daran, dass er entweder eine Festanstellung oder/und die leitende Position eines Ressorts bzw. – oh Schreck oh Graus – gleich eines ganzen Mediums innehat. Allein für diesen Umstand verlangt er einen extra Knicks. Doktortitel bitte immer berücksichtigen und angemessen wertschätzen. Ist ein langer und harter Weg zu solch einem Titel. Okay, naja, nicht immer. Aber im Zweifelsfall hat jemand da sehr viel Geld reingesteckt und allein das verdient eine entsprechende Würdigung. Geld für Bildung auszugeben, ist schließlich besser als Geld in Überraschungseier zu investieren. So vom gesamtgesellschaftlichen Standpunkt aus gesehen. Äh. Ja… Nicht abschweifen.

Der giftige Redakteur lässt sich vielleicht dazu herab, eine Email/eine postalische Widmung/ein Werbeposter mit integriertem Twitter-QR-Code zu lesen. Das aber nur, wenn…

– man seine Adresse von jemandem bekam, den er schon mal irgendwo unter den Tisch gesoffen hat; und/oder
– man total krass durchstrukturierte Vorschläge liefert, die er nicht problemlos klauen und an einen seiner überlasteten Praktikanten weiterreichen kann; und/oder
– man irgendeinen Nerv trifft, von dem niemand dachte, dass er überhaupt existiert; und/oder
– man ein früher Vogel ist und deshalb vom Jeden-Tag-eine-gute-Tat-Vorsatz des Redakteurs profitiert.

Aber worin besteht denn nun das Gift dieses Redakteurs? Und warum sollte er gefährlich sein?

Zuerst einmal befördert der giftige Redakteur eine stark ausgeprägte Du-isst-Nutella-ich-esse-Nusspli-Attitüde. Sobald er wittert, dass jemand ernsthaft daran interessiert ist, Inhalte für das betreffende Medium abzusondern, wird er sich merkwürdig gebärden. Er wird Verhaltensweisen entwickeln, bei denen sich jeder normale Mensch unter anderen Umständen am Kopf kratzen und irritiert abwenden würde. Kann man jetzt aber nicht machen. Schließlich ist der giftige Redakteur der Drache, der die Pforte zur Publikation bewacht. (Schlechte Metaphern darf übrigens nur tAMtAM verwenden. Ist nämlich sein eigener giftiger Redakteur. Welch Privileg!)

Mögliche merkwürdige Sperenzchen des giftigen Redakteurs (vorausgesetzt, er lässt sich zu einer Interaktion herab):

– Er leistet sich Verschrobenheiten wie fehlende/minimale Interpunktion (häufig v.a. bei Feuilletonisten), ungehemmten Dialekt (NIEMALS zeigen, dass man kein Wort versteht!!), Staccato-Sätze, Einsilbigkeit, Bandwurm-Sätze, Herausstellung einzelner Wörter („Nein.“); und/oder
– er meldet sich alle zwei Wochen mit dem Hinweis, bei ihm sei wahnsinnig viel los, aber er habe einen nicht vergessen; und/oder
– er verweist darauf, dass man das angebotene Thema schon vierhunderttausendsechshundertsiebenundfünfzigmal in seiner Redaktion beackert habe,  obwohl gründliche Archiv-Recherchen ergeben, dass Magazin X seit 1975 die Fortpflanzung zweiflossiger Knallfische nicht mal in Ansätzen gestreift hat; und/oder
– er behauptet, im Verlag werde gestreikt und er sei damit beschäftigt, Kaffeefilter auf Lochfreiheit zu kontrollieren, weil seit heute Morgen auch noch die Praktikanten blau machen; und/oder
– er gibt sich unnahbar und pflegt seine mysteriöse Redakteurs-Aura; und/oder
– er lässt sich tonnenweise Arbeitsproben schicken, um anschließend zu verkünden, dass momentan leider keine freie Autoren benötigt werden; und/oder
– (…).

Es stellt sich die naive Frage: Warum macht der das?

tAMtAM ist ehrlich. tAMtAM hat absolut keine Ahnung. (Ideen? Schick sie ein oder schreib einen Kommentar! Werde Teil der Erleuchtung!)

Da es nicht sonderlich hilfreich ist, sich in einen Hass auf niederträchtige, machtmissbrauchende Blödhammel hineinzusteigern, empfiehlt tAMtAM einige Grundgedanken, die am besten gegen Wutanfälle wirken, wenn man sie gebetsmühlenartig wiederholt. Während man mit 45 km/h durch den Park rennt oder auf einen Boxsack eindrischt beispielsweise.

– „Das hat sicherlich in seiner Jugend jemand mit ihm gemacht und er muss jetzt einen Frust-Ausgleich herstellen.“
– „Der macht das nur, weil wir schlechtes Karma haben.“
– „Vielleicht hatte er in seiner Kindheit Furunkel.“
– „Diarrhö macht einen wirklich zum Tier. Welch ein Glück, dass ich das nicht habe!“
– „Arm!“ (mind. 15 Mal)
– „Menno!!“ (mind. 300 Mal)
– „Ich lasse los und werde ganz ruhig.“
– „Zum Glück habe ich Spucky, mein Kaninchen.“

Denn ganz ehrlich: Man kann sich da nur in asketischem Erdulden üben. Wer versucht, den Drachen zu attackieren, blockiert im schlimmsten Fall nicht nur eine Eingangstür. Giftige Redakteure kennen sich. Die tratschen gern mal so von Drachenwächter zu Drachenwächter.

Aber alles halb so wild! Letztlich sind viele, aber nicht alle Personen in derlei Positionen so. Der Mythos, dass nicht jeder Mensch zum giftigen Drachen mutiert, der auf einen solchen Posten verpflanzt wird, hält sich viel zu hartnäckig. (Einen ungiftigen Redakteur gesichtet? Fülle hier tAMtAMs Blümchen-Grußkarte aus und mache ihm eine ganz besondere Freude!) Es gibt bestimmt auch andere! Jajaja! Dranbleiben!!

Und schließlich isst man Nusspli, weil man es so will.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.