Draußen vor der Tür. (Schaubühne)

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9. Febuar 2013. tAMtAM marschiert in die Berliner Schaubühne, um sich mal wieder eine Portion Sozialkritik abzuholen. Volker Lösch hatte sich Borcherts Draußen vor der Tür bereits im Frühjahr 2012 vorgenommen, geprobt, gefühlte 300 Mal den Hauptdarsteller gewechselt. Dann wurde der glorreich Gekürte krank und man verschob Wolfgangs ersten Publikumskontakt auf den 25. Januar 2013.

Zwei Vorstellungen später sitzt tAMtAM aufgeregt neben drei Omas, die sich über das Heiratsverhalten ihrer Nichten/Neffen/Enkelkinder austauschen (“Ach, die machen das doch nur wegen der Steuern..”). Und wartet auf Kriegskritik, denn Draußen vor der Tür erzählt vom Kriegsheimkehrer Beckmann, der nach dem Zweiten Weltkrieg nach Hause kommt und den Dreh zurück zum Alltag nicht findet. Lösch hat das Stück mit Texten aus “Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben” angereichert – damit’s auch wirklich schön konkret wird.

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Deshalb ist tAMtAM auch ein klein wenig baff, als die Schauspieler in ihren Militärmänteln in einer gigantischen, schwarz-rot-goldenen Frottee-Landschaft herumturnen. Und tolle Theater-Knallkunst-Kostüme und -Requisiten hervorzaubern – vollgefressene, durchsichtige Bäuche voller Brathähnchen-Attrappen zum Beispiel oder gigantische Theatermasken; Betten, die wie Flügel auf dem Rücken getragen werden und überdimensionierte Türen, wahlweise lackiert oder mit Obstaufdruck-Tapete.

Auch die Sprache ist nicht gerade realitätsnah, die sieben Schauspieler sprechen über weite Strecken den Text im Chor. Artifizieller geht es fast nicht mehr.
tAMtAM sitzt also anderthalb Stunden verwundert da, lauscht den merkwürdigen Geräuschen, die die Szenen illustrieren und ist durchaus begeistert von der Leichtigkeit, mit der die Geschichte erzählt wird und die ganz ohne erhobenen Zeigefinger die Grausamkeiten des Krieges beschreibt. Bis – ja, bis…

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Das Stück ist aus, war bisschen lang an einigen Stellen, aber egal, tAMtAM freut sich und möchte gern klatschen, doch da: PONG – geht das komplette Licht auf der Bühne an und ein schwarzgekleideter Mann tritt auf, der sich als Kriegsveteran der Bundeswehr vorstellt und u.a. in Afghanistan gedient hat. Meine Damen und Herren. Der moralische Zeigefinger ist doch noch aufgetaucht.

Nun folgt etwas, bei dem sich tAMtAM die Zehennägel kräuseln. Der Regisseur hat seine aktuelle Sozialkritik aus dem eigentlichen Stück fast gänzlich herausgehalten und sie in diese letzten 10 Minuten hineindestilliert, in denen dieser Mensch vollkommen ungeschützt auf der Bühne steht und der Gesellschaft seine Enttäuschung über die Missachtung seiner Leistung vor die Füße kotzt. Liebe Kinder, schaut her, dieses Stück ist aktuell und das sollt ihr daraus lernen.

tAMtAM möchte nach diesem Erlebnis Volker Lösch einige Vorschläge unterbreiten, wie er seinen – sicher berechtigten – Kritik- und Aktualisierungswillen in Zukunft etwas dezenter integrieren könnte.

1. Einen Infostand vor den Toiletten aufbauen.
Denn alle rennen vor dem Theaterbesuch aufs Klo, es bilden sich lange Schlangen und wenn man da nebenbei was lesen kann, freut man sich und öffnet sich für das Thema. (Vielleicht.)

2. Einen Papagei dressieren, der in einem Intervall von 20 Minuten einen hervorgehobenen Sozialkritik-Auftritt hat.
(Im Stück natürlich.)

3. Dinge auf Zuschauersitze legen.
Guildo Horn hat Nussecken verteilt, aber man kann sich ja auch durchaus mal mit Sand oder Steinen von Bundeswehrstützpunkten beliebt machen.

(Weitere Vorschläge auf Anfrage.)

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