Die lächerliche Finsternis. (Deutsches Theater)

Obwohl der Hindukusch sicherlich nicht zu den Evergreens des Nachrichtenjournalismus zählt (so wie beispielsweise Herdprämie, Rentnerschwemme oder Herzverfettung), hat ein Großteil der Deutschen ihn doch irgendwie auf der Pfanne, den Hindukusch, wo war der doch gleich, achso klar, Afghanistan, aber was war das eigentlich nochmal, äh… Weiterlesen!

Das Fest. (Schauspiel Stuttgart)

tAMtAM meldet sich zurück aus dem Orkus (Was war speziell nochmal der Orkus?) mit einem Exkurs zum Thema Feiern. fei❘ern ist ein schwaches Verb, sozusagen ein angepasstes. Es hat sein angestammtes Substantiv verraten, in der assoziativen Duden-Wortwolke (computergeneriert) triumphiert der Geburtstag, gefolgt von solch schnöden Genossen wie “Bestehen”, “Jubiläum” und “Namenstag”. Die Party und Weihnachten sind auch gut dabei; unten links in der Ecke bibbert dann schließlich klein und irgendwie erbärmlich das FEST. tAMtAM hat nachgemessen, die Schrift ist wirklich genau so groß wie bei Geburtstag, trotzdem wirkt das Fest abgeschlagen, irgendwie lasch und altbacken. Weiterlesen!

Atmen. (Schaubühne)

Video im Theater – wie macht man das und warum überhaupt. Dynamischer wird dadurch in erster Linie der Puls des Inspizienten, während Techniker sich auf der Seitenbühne durch gigantische Kabelknäuel kämpfen und das projizierte Filmchen leise flackernd in der blauen Beamer-Anzeige ertrinkt.
tAMtAM sieht die beiden letzten Inszenierungen von Katie Mitchell an der Schaubühne – FRÄULEIN JULIE und DIE GELBE TAPETE – und versteht plötzlich, weshalb man den Kampf gegen irrationale Technik trotzdem auf sich nehmen muss: Weil Video, wenn es auf der Bühne zu Film wird, eine Ebene schafft, die man mit klassischen Theatermitteln allein tatsächlich nicht herstellen kann. In beiden Inszenierungen entsteht der projizierte Film durch ein Team von Kameraleuten, Synchronsprechern und Sounddesignern live (und vollkommen geräuschlos) auf der Bühne. Als Zuschauer kann man beiden Handlungsebenen folgen, der theatralen Darstellung ebenso wie der Geschichte, die der Film fast ausschließlich in Nahaufnahmen erzählt. Nähe und gleichzeitig Distanz zur Figur – klingt paradox, funktioniert aber. Man taucht in das Innenleben der Hauptfigur ein, ohne dabei die Realität der Nebenrollen komplett ausblenden zu müssen. Weiterlesen!

tAMtAM auf Kampnagel

Es ist August und tAMtAM tuckert tief im Post-Urlaubs-Trauma nach – HAMBURG.
Dort haben die netten Menschen vom Kampnagel einige Tonnen Rindenmulch auf ihren Hof gekippt und veranstalten darauf ein Sommerfestival mit Austellungen, Performances, Konzerten.
Auf die Frage nach Karten für den Auftritt von Yoko Ono & Thurston Moore entstehen an der Abendkasse nur noch ermüdete Mundwinkel-Zuckungen, tAMtAM ergattert dafür Tickets für Dark Material, einer Performance von Jeremy Wade, Xiu Xiu und Monika Grzymala, sowie für den SOUND OF SILENCE-Simon&Garfunkel-Abend von Jan Plewka. Weiterlesen!

Die heilige Johanna der Schlachthöfe. (Theatertreffen)

Der Opernregisseur hat – verglichen mit dem Schauspielregisseur oder der jeweiligen -regisseuse – ein grauenhaftes Schicksal zu ertragen. Und zwar (abgesehen von unmotivierten Sängern, starrköpfigen Dirigenten, brummenden Bratschisten): Weniger Probenzeit. VIEL weniger Probenzeit.
tAMtAM kann durchaus verstehen, dass so ein zeitplangebeutelter Opernregisseur liebend gern ab und zu ins Sprechtheater hüpft. Da ist schließlich alles so viel weniger starr und vorbestimmt: Man kann sich zwischendurch auch mal umentscheiden, ohne dass Frau X in Ohnmacht fällt, weil sie ihre Arie ohne Kniebeugen nun ganz sicher nicht mehr singen kann oder der Chor meutert, weil er drei Proben für etwas anwesend war, was niemals in die Inszenierung kommt. Weiterlesen!

Die Straße. Die Stadt. Der Überfall. (Theatertreffen)

Elfriede Jelineks Theaterstücke sind so etwas wie der Obstler der zeitgenössischen Dramatik – ein Destillat ihrer Gesellschaftsphobie, derart hoch konzentriert, dass tAMtAM sich bereits nach den ersten 20 Minuten von Die Straße. Die Stadt. Der Überfall geistig etwas – pardon – verschwurbelt fühlt. Weiterlesen!