Eels. (Tempodrom)

(Lektion 1: Beginne einen Artikel nie mit einem Zitat.)

„Meistens können die Kritiker nicht abschätzen, ob sie etwas 
Bleibendes vor sich haben, wenn sie unter großem Zeitdruck 
eine Kritik schreiben. (Liebe Buchkritiker: Ihr seid natürlich 
nicht gemeint. Ich habe allergrößten Respekt vor eurer Arbeit. 
Wie gefällt euch denn das Buch bisher?)“

tAMtAM liest diesen Absatz irgendwann im Dezember 2012 in GLÜCKSTAGE IN DER HÖLLE, der Autobiographie von Marc Oliver Everett aka E von den Eels. Und sortiert ihn sofort begeistert in seine Was-man-schon-immer-mal-machen-wollte-und-sich-nie-getraut-hat-Schublade.
tAMtAM widmet diesen Beitrag E und gibt sich Mühe, den Wie-man-sich-seinen-Lesern-gegenüber-verhalten-sollte-Themenkomplex in seinem Sinne zu interpretieren. (Lektion 2: Bilde niemals Bindestrich-Bandwurm-Sätze.)

Am 8. April 2013 marschiert ein Clown mit Grubenlampe durch die Herumstehenden im Berliner Tempodrom. Puddles – alias Mike Geier – wird in wenigen Minuten seine Pity-Party mit kopulierendem Affenmädchen und Taschentuchbomben beginnen; während er noch an seinem Kostüm herumfummelt, schimpfen im Publikum die ersten über Veranstalter, die statt teurer Vorbands drittklassige Komiker engagieren. Als tAMtAM versucht, möglichst laut ein möglichst missbilligendes Geräusch zu machen, beginnt Puddles zu singen und covert einige Pop-/Rock-Songs. Schnell wird klar: den muss man nicht bemitleiden. tAMtAMs persönlicher Höhepunkt: MY HEART WILL GO ON von Celine Dion. (Lektion 3: Bleibe unbedingt seriös.)

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Über die zweite Vorband, ein nettes amerikanisches Mädchen mit orangener Gitarre und gemustertem Mäntelchen, möchte tAMtAM sich hier nicht äußern und äußert sich auch nicht zu den Gründen hierfür. (Lektion 57: Wortwiederholungen unterlassen.)

Die Eels marschieren um kurz nach 9 auf die Bühne, der Einheitslook heißt diesmal Proll-Trash und besteht aus dunkelblauen Adidas-Trainingsanzügen, Sonnenbrillen und den obligatorischen Bärten.

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tAMtAM ist gut drauf, die Band auch und das restliche Publikum sowieso (außer der Typ in der ersten Reihe, der von Puddles Affen mit Bananenschalen beworfen wurde). In den nächsten anderthalb Stunden werden vor allem Songs vom neuen Album WONDERFUL GLORIOUS gespielt. Da können leider nicht sooo viele mitsingen. Ist aber auch egal eigentlich.

E hat ein deutsches Wort gelernt („Schatzi“) und gebraucht es ausgiebig für alle Anwesenden: sämtliche Bandmitglieder + Zuschauer.

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Einer der Höhepunkte des Abends: E und sein Gitarrist werden anlässlich ihres 10-jährigen Tour-Jubiläums in einer emotionalen Pseudo-Hochzeit zu „Gitarrist und Band-Leader“ erklärt. Die Bedeutung dieses Vorgangs erschließt sich dadurch, dass besagter Gitarrist ausnahmsweise E‘s Podest betreten darf.

eels1Die Band kommt zwei Mal für Zugaben zurück auf die Bühne. Und weil ihr das offenbar so viel Spaß macht, kommt sie sogar noch ein drittes Mal. Da ist die Saalbeleuchtung bereits wieder angegangen, tAMtAM wabert gerade mit den strömenden Massen Richtung Garderoben. Und rennt ganz schnell zurück mit einem Haufen anderer Leute, die allesamt nicht fassen können, was da gerade passiert. Die Eels spielen immer weiter, bis schließlich Puddles mit einem Pappschild („Shhhh. Go home!“) auf die Bühne schlurft und E vom Mikrofon wegdrängelt.

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tAMtAMs Fazit: Nur hingehen, wenn man Bands mag, die ihre Musik mögen.

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