verKOHLt. (Anne Will, ARD)

Das Fernsehen;
eine Welt voller Schein
werfer
mit mehr Schminke
als
Hüftgold und
einer Perfektion die
niemals schläft.

(tAMtAM entdeckt die Freuden zeitgenössischer Instant-Poesie! Einfach was Komisches schreiben, die Interpunktion vernachlässigen, ein paar Absätze reinhauen – fertig.)

Am 26. September 2012 saß tAMtAM in einem beinahe unwirklich sauberen Studio in Berlin Adlershof. Im Gebäude des früheren DDR-Fernsehens haben die Polit-Talk-Experten von Anne Will allerlei weiße Sessel auf weiße dynamische Studio-Bodenwellen geklatscht und filmen mehr oder minder bekannte Individuen dabei, wie sie sich gegenseitig beharken. Heraus kommt dabei eine moderne Form des Hahnenkampfs, ein Surrogat sozusagen, denn der wirklich echte Kampf mit den Viechern ist in der EU ja weitgehend verboten.
Macht nichts, dachten sich da einige schlaue Fernseh-Fuzzis, auch die Menschheit hat schließlich das Phänomen des Gockels (respektive: der Gockelin) hervorgebracht. Drum lassen sie nun beständig auf allen (un-)möglichen Sendeplätzen die menschliche Ausgabe des Gallus gallus domesticus auf dominante Artgenossen losgehen.

Anne Will schickte am betreffenden Abend folgende Kämpfer in den Ring:

Theo Waigel, Gockel mit ausgeprägtem Kopfputz (auf der Frontseite);
Rita Süssmuth, eher gemäßigte Gockelin, dafür aber in einem Signalfarbenkostüm;
Dirk Metz; Kommunikations-Gockel und Kenner der Kohl-Quelle;
Heribert Schwan; Anwärter auf den Titel “Kohl-Medium der Postmoderne”;
Jakob Augstein; Ober-Gockel des medialen Schwadronier-Opportunismus.

Um das von allen Seiten erwartete Hacken und Stechen noch zusätzlich zu befeuern (schließlich blüht das Gockel-Wettgeschäft und lokale Finanzgeschäfte sollte man in Zeiten der Euro-Krise unterstützen), hatte sich Frau Will ein superduper Diskussionsthema ausgedacht:

(SPANNUNGSPANNUNGSPANNUNG)

“Jubeltage für Helmut Kohl – zu viel der Ehre?”

Yeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeah. Was für ein genialer Schachzug, über Kohl zu reden, obwohl da gar kein Kohl war. Mannmannmannmann. Das hat die Hahn-Fraktion aber angestachelt! So viel Platz für Spekulation, ja beinahe mystische Gedankenleserei, wann gibts sowas noch im deutschen Fernsehen?

Leider entzog sich der Kohl immer wieder den beherzten Zugriffen der Anwesenden. Nicht mal seine Briefmarke ist auf dem Markt! tAMtAM und einige andere Zuschauer mussten sich deshalb ganz schön selbst disziplinieren, um nicht bei der Publikums-Kamerafrau Steffi (oder hieß sie Susanne?) negativ durch kontinuierliches Gähnen und/oder auf-dem-Stuhl-Herumgewackel bzw. Sekundenschlaf-Gezitter aufzufallen.
Das war auch ein ordentlicher Kampf, dieser Kampf der Hühner auf einer weißen Lederkissen-Stange in einem sterilen Studio. Ganz im Stillen, unbemerkt (naja, zum Glück auch irgendwie), und am Ende glorreich gewonnen.

Adieu, Hühnerhof.

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