Schrobi, das Regie-Schaf

Schrobi war sehr lang Regie-Schaf gewesen, genau genommen eigentlich schon immer. (Vorausgesetzt natürlich, man setzt den Anbeginn von Schrobi’s Existenz gleich dem Beginn der Ewigkeit. Die gab’s schließlich auch schon immer.) Er bewohnte einen hervorragenden, kuschelweichen Pelz und versucht heute, die Wölfe daraus zu vertreiben.

Zu Beginn seiner Regie-Schaf-Karriere wurde Schrobi mit Struktur gefüttert: Tagein, tagaus gab man ihm nur olle Formen zu essen und wenn er kotzen wollte, sagte man ihm, er sei ein Bah-Nause. (Die Nausen waren damals gefürchtete Mitglieder einer Nichtregierungsorganisation, die sich nach einem renitenten Sozialdemokraten benannt hatten und die öffentliche Ordnung durch allerlei fremdartige Geräusche störten.)
Wer man in diesem Kontext sein soll, wollte Schrobi tAMtAM nicht verraten. Zu groß ist seine Angst vor neuerlichen Attacken, hervorgerufen durch Rachlust oder überbordendes Quälgeisttum.

Schrobi mampfte tapfer alle uralten Schinken. Weil er einen empfindlichen Magen hatte, färbte er sich mit der Zeit grün – ein Vorteil, wie sich später erweisen sollte, waren doch 66,709% der Intendanten mit Rot-Grün-Blindheit gesegnet und Schrobi konnte sich bei unliebsamem Aufeinandertreffen mit Leichtigkeit in die hinter ihm liegende Wand versenken. (Alle Wände aller Theater-Verwaltungen waren nämlich pissgelb.)

Die Tragödie mit den Wölfen begann, als Schrobi’s Innerstes in den unmöglichsten Situationen zu knurren begann. Zuerst hielt er dies für eine Laune seines Magens. Er stieg von Schinken auf Vollwertkost um, legte innerhalb von zwei Monaten 27kg zu und knurrte nachgerade lauter als je zuvor.
Er knurrte im Konzeptionsgespräch, beim Liebestod von Tristan und Isolde, während der Orchesterhauptprobe zu einem Stück, in dem gar kein Orchester vorkam, und als man seine Traviata mit einer Shisha auf der Seitenbühne erwischte. Dabei klang er weniger wie eine schnurrende Katze, sein Umfeld beklagte sich vielmehr immer öfter darüber, ständig an die Kombination Tom Waits + Bronchitis erinnert zu werden. Eine schlechte Kombination.

Und Schrobi konnte die Wölfe nicht finden.
Er engagierte Tierfilmer. Weil er diese nicht aus eigener Tasche bezahlen konnte, band er sie in seine Produktionen ein. Als sich der Operndirektor einer hier nicht näher bezeichneten Stadt beim Sturz über ein entlaufenes Huhn beide Oberschenkelhalsknochen brach, musste Schrobi diese Zusammenarbeit aufgeben. Die Wölfe hatten sie sowieso nicht aufspüren können.

Vor lauter Gram färbte Schrobi sich zunehmend lila. In Kombination mit seinem inzwischen unablässigen Knurren konnten ihn die Intendanten nun überall aufspüren und das war gar nicht gut.
Schrobi wurde zum Risiko für jede Spielplangestaltung. Man überließ ihm gelegentlich noch die Ausrichtung von Sommerfesten und anderer Feierlichkeiten, die sowieso immer in die Hose gingen. Doch auch das konnte ihn nicht retten. Als Geist des Regie-Schafs, das er einmal war, geht Schrobi noch heute in wechselnden Opernhäusern um. Manche wollen ihn auch schon in der Volksbühne gehört haben.
Ewig verdammt, durch endlose Gänge und Probebühnen zu wandeln – es sei denn, ein Regie-Mäuschen opfert sich für ihn. (Und streicht ein paar Töne aus einer Wagner-Oper, zum Beispiel.)

schrobi01

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.